Birgitta von
Schweden
Geboren 1303 als Tochter des Birger Persson (Lagman, Landvogt, Landrichter) der schwedischen Provinz Uppland, in Finsta bei Skederik (Uppland, Schweden); zu ihren Ahnen gehšren die beiden hhl. Kšnige Erik und Knut; vermŠhlt 1316 mit Ulf (Wulf, Wolf) Gudmarsson, Sohn des Lagman von VŠstergštland Gudmar Magnusson. In Ulvasa am Boren-See fŸhrten B. u. Ulf 28 Jahre lang eine glŸckliche Ehe, die mit 8 Kindern gesegnet wurde: Marta, Karl, Birger, Bengt, Gudmar, Karin (=hl. Katharina von Schweden + 1281), Ingeborg (im Ruf der Heiligkeit als Zisterzienserin im Kloster Risaberg + 1350) und CŠcilia.
B. u. Ulf verehrten sehr die Gottesmutter, beteten tŠglich zusammen das Kleine Marianische Officium, das Laienbrevier von damals; erzogen ihre Kinder zu Marienkindern gemŠ§ einem Auftrag der B. erschienen Gottesmutter: ãSorge, dass diese deine Kinder auch meine Kinder werden!Ò (vgl. Scriptores rerum Suecarum, III. Bd., S. 192). Sogar vom Sorgenkind Birgittas, dem leichtsinnigen Karl (+1372 in Neapel, hei§t es in der Chronik der €btissin Margareta von Vadstena (+1486), er habe eine besonders innige Liebe zur jungfrŠulichen Gottesmutter gehabt und oft gesagt, ãer wolle lieber ewig in der Hšlle schmachten als zuzulassen, dass Maria etwas von ihrer Ehre geraubt werdeÒ (vgl. Scriptores rerum Suecarum, III. Bd., S. 211).
AnlŠsslich ihrer Silberhochzeit machten B. u. Ulf 1341 eine Wallfahrt nach Santiago de Compostela in Spanien. Auf dieser Pilgerfahrt wurde die Marienliebe beider noch stark verstŠrkt durch den Besuch des Heiligen Kšln, der marianischen GnadenstŠtte Saragossa und der GrŸndungsstŠtte des betont marianischen Zisterzienserordens Citeaux in Burgund.
Auf der Heimreise erkrankte Ulf in Arras im franzšsischen Flandern ganz schwer und empfing die Sterbesakramente. Dabei reifte bei ihm, sicher unter dem Einfluss Birgittas der Entschluss: wenn er wieder gesund werde, noch bei den Zisterziensern im heimatlichen Alvastra als Mšnch einzutreten. Der wieder gesundete Ulf trat tatsŠchlich in Alvastra ein und wurde als Zisterzienser eingekleidet. Er starb aber noch vor Vollendung seines Noviziates am 12. Februar 1344 in Gegenwart Birgittas und wird von den Zisterziensern als Seliger ihres Ordens verehrt. Im ãMenologium CistercienseÒ hei§t es von ihm u.a.:Ò... mirabili erga Deiparam ferebatur affectu...habitum Cisterciensem in Alvastra induit ibidemque felici agone consummato evolavit ad coelosÒ (vgl. acta Sanctorum Octobr. IV, p. 402)
Nach dem Tod Ulfs lebte Birgitta 2- 3 Jahre im GŠstehaus des Zisterzienserklosters Alvastra; sie hatte hier ihren Sohn Bengt bei sich, der vorhatte, wie der Vater Zisterziensermšnch zu werden, aber in Alvastra noch vor Beginn des Noviziates starb.
WŠhrend ihres Aufenthalts in Alvastra erhielt Birgitta immer hŠufiger Offenbarungen, darunter im FrŸhling 1346 eine mit dem Auftrag zur GrŸndung eines neuen Ordens. Christus selbst erklŠrte Birgitta: Diesen Orden will ich zu Ehren meiner liebreichsten Mutter stiften.Ò Die Ordensregel wurde Birgitta angeblich bis in Einzelheiten hinein von Christus mitgeteilt. In dieser Ordensregel traf Christus bezŸglich der Leitung der einzelnen Klšster folgende Anordnung: ãDie €btissin soll zu Ehren der sel. Jungfrau, meiner Mutter, der dieser Orden gewidmet ist, das Haupt und die Gebieterin sein, weil die Jungfrau Maria, deren Stelle die €btissin auf Erden vertritt, nach meiner Himmelfahrt Oberhaupt und Kšnigin meiner Apostel und JŸnger gewesen ist.Ò Als Ort fŸr das erste Kloster wurde das kšnigliche Schloss zu Vadstena am VŠtternsee in Schweden bestimmt.
Eines Tages erhielt Birgitta in Alvastra den Auftrag: ãJetzt ist die Ordensregel geschrieben...Zieh nun an den Ort, wo du den Papst und den Kaiser sehen wirst! Geh nach Rom und bleibe dort, bis du den Papst und den Kaiser gesehen hast und rede mit ihnen jene Worte, die ich dir eingeben werde!Ò
Zu Beginn des Winters 1349 kam Birgitta in Rom an und blieb hier (zusammen mit Magister Petrus und Petrus von Alvastra O. Cist. sowie der Tochter Karin) – abgesehen von ihren Pilgerfahrten nach SŸditalien und in das Heilige Land – bis zu ihrem Tod am 23. Juli 1373.
Birgitta erwies sich in allem, was ihr Leben und ihre schriftliche Hinterlassenschaft betrifft, als eine stark marianisch geformte Heilige. Das zeigt sich nicht nur in der Regel ihres ausdrŸcklich Maria geweihten Ordens, sondern auch im sogenannten ãSermo AngelicusÒ und in verschiedenen Kapiteln ihrer ãOffenbarungenÒ.
Der ãSermo AngelicusÒ enthŠlt die Lesungen fŸr das Marien-Offizium, das die Schwestern des Ordens tŠglich beim Marienaltar im Ostchor der Ordenskirche zu beten haben; darin wird ausfŸhrlich ãdie hohe Vortrefflichkeit der von Ewigkeit her erwŠhlten sel. Jungfrau MariaÒ geschildert und in 21 Kapiteln die ganze Heilsgeschichte von der Erschaffung der Welt bis zur Verherrlichung, immer unter marianischem Aspekt, dargelegt.
Ganz besonders zahlreich sind in den ãOffenbarungenÒ Birgittas die Aussagen Ÿber Maria. Als Christus Birgitta in Alvastra erschien und ihr seine Offenbarungen mitzuteilen begann, sagte er u.a. zu ihr: ãWohl habe ich Freunde, um durch sie meinen Willen kundzutun. Ich habe mir aber gerade dich als neues Werkzeug erwŠhlt, um den Menschen Neues und Altes kundzutun, damit so die HoffŠrtigen gedemŸtigt, die DemŸtigen aber erhšht werden. – Vernimm nun, was ich dir sage: Du wirst meine Braut und mein Sprachrohr sein, du wirst Geistliches und geheimnisvoll Himmlisches hšren und schauen, und mein Geist wird bis zu deinem Tod bei dir bleiben. Du sollst aber auch ganz zuverlŠssig wissen, dass die Worte, die du aus meinem Mund fortan vernehmen wirst, fŸr alle, die mich zu lieben verlangen, einem sŸ§en Trank gleichen werden, der ihren Durst stillt. Die in der Liebe Erkalteten werden durch diese meine Worte wieder erwŠrmt, die BetrŸbten getršstet und die Schwachen gestŠrkt werden.Ò (vgl. Rev. extravag. Cp. 46,47,48)
Diese hier angegebene Zielsetzung fŸr die ãOffenbarungenÒ gilt auch von dem, was in ihnen Ÿber Maria mitgeteilt wird. Im Zusammenhang mit der visionŠren Schilderung des Lebens Jesu in den ãOffenbarungenÒ Birgittas wird auch das Leben Marias in seinen wichtigsten Abschnitten sehr anschaulich dargestellt, u. z. so, dass sowohl die Dichtung als auch die religišse Kunst der folgenden Jahrhunderte davon nachhaltig beeinflusst worden sind. Maria selbst schildert in den ãOffenbarungenÒ zunŠchst die ehrbare Ehe ihrer Eltern Joachim und Anna, dann ihre unbefleckte EmpfŠngnis, ihre Kindheit und Jugend; sie erwŠgt die zukŸnftige Geburt des verhei§enen Messias und sehnt sich danach, demŸtige Magd der als jungfrŠulich von den Propheten angekŸndigten Messiasmutter zu werden. Die VerkŸndigung durch den Engel Gabriel wird als ein Ÿberaus frohes Ereignis im Leben Marias geschildert. Doch nach der Geburt Jesu, die – wie seine EmpfŠngnis – ebenfalls jungfrŠulich erfolgte, mischt sich in die Freude Marias bereits Schmerz, Kummer und Sorge um das gšttliche Kind, dessen Leiden Maria im Voraus kennenlernt. Von da an steht in den Schilderungen der ãOffenbarungenÒ Maria ganz stark als ãSchmerzensmutterÒ vor Birgitta. Dabei erkennt sie auch Marias heilsame Mitwirkung im Erlšsungswerk Jesu Christi als Gehilfin des Erlšsers. Ihr Herz wurde beim Leiden und Sterben Jesu ganz eins mit dem Herzen Jesu, so dass Maria Birgitta kŸhn erklŠren konnte: ãIch wage es zu sagen: sein Schmerz war mein Schmerz, weil sein Herz mein Herz war.Ò (Offb., Buch I, Kap. 35).
Marias immerwŠhrende JungfrŠulichkeit, ihre unbefleckte EmpfŠngnis und ihre leibliche Aufnahme in den Himmel werden in den ãOffenbarungenÒ nicht blo§ klar beschrieben, sondern auch verteidigt. BezŸglich des Lebensendes Marias klingt freilich die eigenartige Ansicht auf, dass sich die Seele Marias im Zustand der EntrŸckung von ihrem jungfrŠulichen Leib getrennt habe, dass die Apostel dann ihren Leib im Tal Josaphat begraben haben und dass dieser Leib dann erst zwei Wochen spŠter in die himmlische Herrlichkeit aufgenommen worden sei (vgl. Offb. Buch VI, Kap. 62). Sehr stark wird in den ãOffenbarungenÒ die geistliche Mutterschaft Marias allen erlšsten Menschen gegenŸber betont; die Rolle Marias als Mittlerin wird u.a. im Bild des Magnets erklŠrt: wie dieser das Eisen anzieht, so zieht Maria die Herzen der Menschen zu Gott hin (vgl. Offb. Buch III, Kap. 32). Maria ist fŸr Brigitta vor allem auch ãZuflucht der SŸnderÒ; auch dem Šrgsten SŸnder will sie zur Bekehrung verhelfen; sofern er sich nur bessern will, kann er auf Marias Hilfe bis zum allerletzten Augenblick seines Lebens hoffen. Sogar die Strafen des Fegfeuers sucht Maria zu mildern (vgl. Offb. Buch I, Kap. 9,31, 42, 50; Buch IV, Kap. 138; Buch VI, Kap. 20 u. 117). Maria ist in der Schilderung Birgittas auch Kšnigin des Himmels und der Erde, mit kšniglichen Tugenden geschmŸckt, durch die sie alle Geschšpfe Ÿberragt. Alle Menschen in Not nimmt Maria unter ihren mŠchtigen Schutzmantel (vgl. Offb. Buch II, Kap. 23; Buch III, Kap. 17; Buch IV, Kap. 7). Durch ihre hŠufige Schilderung Marias als Schutzmantel-Madonna hat Birgitta sehr viel zur Verbreitung dieses Marienbildes beigetragen. Es gibt in den ãOffenbarungenÒ Birgittas eine †berfŸlle marianischer Texte, die fŸr gewšhnlich die Gottesmutter selbst bei ihren Erscheinungen Birgitta mitgeteilt haben soll. – Einmal betete Brigitta so zu Maria: ãGebenedeit seist du, Mutter Gottes, Maria, und gebenedeit sei dein gšttlicher Sohn Jesus Christus fŸr alle Freude, die er mir dadurch gewŠhrt hat, dass du seine und meine Mutter bist! Dein Sohn wei§ auch, dass du, Maria, Tochter Joachims, mir lieber bist als die eigenen Kinder.Ò Darauf sagte ihr die Gottesmutter, sie wolle auch den Kindern Birgittas eine liebevoll sorgende Mutter sein. (vgl. Rev. extrav. Kap. 63). ErwŠhnt sei noch, dass von den vier langen, Birgittas angeblich geoffenbarten Gebeten das erste und das vierte an die seligste Jungfrau Maria gerichtet sind. Im ersten Gebet wird Maria wegen ihrer heiligen EmpfŠngnis und Kindheit, sowie wegen ihrer tugendhaften Taten und BemŸhungen, wegen der gro§en Schmerzen, die sie in Verbindung mit Jesus erlitten, wegen ihres gesamten Lebens, ihres Sterbens und ihrer Aufnahme in den Himmel gepriesen. Im 4. Gebet geht es um eine Lobpreisung aller Glieder des heiligen Leibes Mariens und ihrer tugendreichen Handlungen. Auch auf den sogenannten Brigitten-Rosenkranz sie noch hingewiesen, der aus insgesamt 63 Ave Maria zu Ehren der 63 Lebensjahre Marias besteht; Maria habe nŠmlich Birgitta in einer Offenbarung mitgeteilt, dass sie mit 15 Jahren den Sohn Gottes empfangen und nach den 33 Lebensjahren Jesu noch 15 Jahre gelebt habe, was 63 Lebensjahre ergebe.
Lit. S. Hšrmann, Revelationes caelestes seraphicae matric Sanctae Birgittae Suecae, sposae Christi praedilectae, Ordinis sponsi sui SS. Salvatoris fundatricis, 9. Aufl., MŸnchen 1680; L. Clarus, Leben und Offenbarungen der hl. Brigitta, 4 Bde., Regensburg 1856; F. Holbšck, Gottes Nordlicht, Die hl. Birgitta von Schweden und ihre Offenbarungen, Stein a. Rh. 1983 (darin S. 243-274: Die jungfrŠuliche Gottesmutter Maria in den Offenbarungen Brigittas); G.M. Roschini, La Madonna nelle rivelazioni di Santa Brigida, Roma 1873; a. Andersson, Guds Moder och den heliga Birgitta, Vadstena 1977